Unsere Strategien für die Berliner Forsten – eine neue Waldrichtlinie für unsere Wälder

Berlin. Wald. Klima. Die Berliner Forsten und was wir tun müssen.

Das Wahlprogramm der SPD Berlin, mit dem wir zur Wahl 2021 angetreten sind, ist auf 5 Jahre ausgelegt. Es gilt weiterhin, auch für die Wiederholung der Wahl am 12. Februar 2023. Im Abschnitt 5 geht es um die klimaschützende und klimafreundliche Stadt Berlin. Die Pflege von Grünflächen, das Bewahren der Stadtnatur (Wald, Grünflächen, Freiflächen, Gewässer, Straßenbäume etc.) sind Teil unseres Wahlprogramms. Die Stadtbaumkampagne, d.h. das Pflanzen von Straßenbäumen, wird durch einen Baumwasserdienst ergänzt. Die Stadtbaumkampagne wollen wir auf die Berliner Stadtforsten ausweiten. Bürger:innen können dann auch für Waldbäume spenden und so den klimagerechten Umbau unserer Wälder aktiv unterstützen.

Kubus Waldlehrpfad

Konkrete Maßnahmen der SPD in den vergangenen Jahren waren:

  • Wir haben im Jahr 2021 die Mittel für die Baumpflege deutlich erhöht: von 50 Euro pro Baum auf 82 Euro.
  • Die SPD hat im Jahr 2012 das Mischwaldprogramm eingeführt, um die Berliner Wälder klimafest umzubauen. Seither wurden mehr als zwei Millionen junge standortheimische Laubbäume gepflanzt. 1.000 Hektar neuer Mischwald sind somit bis heute entstanden. Eichen, Linden, Ulmen, Buchen und andere Arten werden dabei in die Lücken alter Kiefernbestände gepflanzt. Mit der Zeit entsteht so ein Mischwald, in dem sich die Laubbäume selbst vermehren. In diesem Jahr stellen wir über 2 Millionen Euro für das Mischwaldprogramm zur Verfügung.
  • Die SPD hat federführend im Jahr 2012 die Stadtbaumkampagne mit dem Ziel eingeführt, zusätzliche Straßenbäume mit Hilfe von Spenden zu pflanzen. Seitdem werden in zwei Pflanzperioden neue Straßenbäume in der Stadt gepflanzt. Hierfür kann gespendet werden. Insgesamt wurden so in Berlin schon über 2,5 Millionen Euro für Stadtbäume gespendet worden

Der Klimaschutz ist wesentlicher Grundpfeiler in unserem Wahlprogramm. Deshalb spielen auch die Verwendung und der Einsatz von klimaverträglichen Baumaterialien, wie Holz eine wichtige Rolle bei Neu-und Bestandsbauten

Holzernte

Ein Wahlprogramm kann durch seine Kürze nur schlagwortartig die Parteiposition darstellen. Ergänzend dazu sind immer auch für die Position, wofür wir Sozialdemokrat:innen stehen, unsere Beschlüsse von Kreisdelegiertenversammlungen und besonders vom Landesparteitag von Bedeutung.

Das Ergebnis der letzten Waldzustandserhebung 2022 für Berlin ist erschreckend. Nur noch 4% unserer Berliner Waldbäume sind ohne sichtbare Schäden. Ein Vergleich mit den Daten aus Brandenburg zeigt, dass Berlin schlechter dasteht. In Brandenburg zeigen 8% der Waldbäume keine sichtbaren Kronenschäden. In Berlin lag der Anteil von Waldbäumen ohne sichtbare Schäden im Zeitraum 2010-2018 im Schwankungsbereich zwischen 24% und 29%. Seit 2019 ist der Anteil dramatisch und kontinuierlich von 8% auf 4% gesunken. Wenn die Entwicklung anhält, gibt es in 4 Jahren keinen gesunden Waldbaum in Berlin mehr. Dies kann nur bedeuten, dass die Berliner Forsten falsche waldbauliche Methoden anwenden, da die Ergebnisse schlechter sind als in anderen Bundesländern.

Das bedeutet, dass die jetzige Waldstrategie der Berliner Forsten unter der grünen SenUMVK nicht geeignet ist, einer klimapolitisch neuen Ausrichtung der Waldpolitik Rechnung zu tragen. Die jetzige Waldstrategie ist eine no-change Strategie unter Beibehaltung falscher Waldpflegeansätze, speziell im Bereich gut strukturierter Mischwaldbestände. Sie widerspricht den Grundsätzen einer fachlich fundierten naturgemäßen Waldwirtschaft.

Waldwirtschaft

Was wir benötigen, ist eine Neue Waldbaurichtlinie. Ein Plan, der wissensbasiert und nicht ideologisch motiviert, unseren Berliner Wald pflegt und entwickelt. Neben einer neuen Waldbaurichtlinie sind auch neue Grundlagendaten – wie eine einheitliche Standortkartierung – dringend erforderlich. Die Erkenntnisse aus der Standortskartierung sind für die künftige Baumartenwahl zwingend notwendig. Wir halten externe Expertise für unabdingbar. Wir werden Forstwissenschaftler von Universitäten konsultieren. Aber auch Experten des Thünen Instituts, forstlichen Versuchsanstalten und ganz wichtig Forstpraktiker, die über praktisches, regionales Erfahrungswissen verfügen. Im Wald gilt das Gesetz des Örtlichen.

 

Alte Methoden sind nicht immer falsch!

Viele alte forstliche Praktiken wie z. B. die Saat von Eicheln ist immer noch besser als die Pflanzung von Eichensetzlingen aus einer Baumschule mit gedüngtem Boden.

Auch sind wir gegen einen Großmaschineneinsatz bei der Holzernte. Alte Verfahren, wie motormanuelle kleinflächige Holzernte, sind waldpfleglicher aber auch mühsamer als der Einsatz moderner Harvester. Die Berliner Forsten haben gute Waldfacharbeiter für diese Aufgabe. Bei den Berliner Forsten werden durch die Waldbaurichtlinie aus dem Jahr 1991 nur gebietseigene, sogenannte standort-und florengerechte Baumarten für den Berliner Wald zugelassen. Diese Liste umfasst lediglich 17 Baumarten. Andere Baumarten wie Europäische Lärche, Douglasie, Roteiche oder Esskastanie werden als gebietsfremd eingeordnet und als ausländische, sogenannte „Fremdländer“, nicht toleriert und ausgemerzt. Hier bedarf es dringend eines Umdenkens.

Holzarten

Die Rückegassen sind ein Ergebnis der maschinellen Holzernte mit Harvester und Forwarder. Nach unserer Kenntnis sind ca. 90 % des gesamten Berliner Waldes damit durchzogen. Die Rückegassen haben in der Regel einen Abstand von 20m oder 40m. Nach den Richtlinien der Berliner Forsten werden die Rückegassen dauerhaft farblich markiert. Die schematische Linienführung und das farbliche Markieren von Bäumen sind kein schöner Anblick und haben in einem Schutz- und Erholungswald nichts zu suchen.

Weiterhin gibt es Erkenntnisse, dass diese Schneisen das Bestandesinnenklima verschlechtern. Der großflächige Einsatz von Harvestern zur Holzernte hat in einem gut strukturierten Mischwald wie zu Beispiel im Tegeler, Hermsdorfer oder Frohnauer Wald nichts zu suchen. In reinen Kieferwaldbeständen kann der Einsatz von Harvestern zeitlich befristet für einen Waldumbau sinnvoll sein. Eine Bürgerbeteiligung und auch externe Expertise ist für den richtigen Umgang mit dem Wald wichtig. Letztendlich trifft die Fachbehörde Berliner Forsten die Entscheidung und trägt hierfür die Verantwortung. Dies gilt auch für den Einsatz von Großmaschinen.

Harvester

Der Wald als nachhaltige Rohstoffquelle ist von immenser Bedeutung. Der im Holz gespeicherte Kohlenstoff- infolge der Fotosynthese- sorgt dafür, dass der Wald seine Funktion als CO2-Senke erfüllt. Der Baustoff Holz ersetzt andere in der Herstellung klimaschädliche Baustoffe wie zum Beispiel Zement, Stahl und ist somit nachhaltig und klimaschonend. Eine Steuerung des Holzverkaufes, also wohin das Berliner Holz verkauft wird, ist mit dem derzeitig praktizierten Verfahren der Berliner Forsten unmöglich. Das Konstrukt der Berliner Forsten besteht darin, das Holz auf dem Stock zu verkaufen. Das bedeutet, ein Unternehmer erhält das Recht, Bäume zu fällen und diese ohne Kontrolle weiterzuverkaufen. Die Berliner Forsten erhalten hierfür ein Entgelt pro Festmeter Holz. Ein eigenständiger Verkauf von Holz durch die Berliner Forsten an Firmen findet faktisch nicht statt.

 

Der Wirtschaftsplan wird jährlich erstellt und nicht veröffentlicht. Der 10 Jahresplan ist die mittelfristige Betriebsplanung (Forsteinrichtung) und sollte im Umweltatlas einsehbar sein. Die Abschlussarbeiten sollten Mitte 2023 erlegt sein.

 

Wir stehen zu einer Anpassung, auch im Hinblick auf Herausforderungen die aus dem Klimawandel erwachsen, der Wald- und Forstpolitik.

Die Bündnisgrünen führen seit 2016 den Umweltsenat. Dieser Senat ist federführend für die Waldpolitik und die Nachhaltigkeit zuständig.

Für die Pflege des Berliner Stadtwaldes ist die Behörde Berliner Forsten, als nachgeordnete Verwaltung, der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verkehr und Klima verantwortlich.

Daher würde es uns freuen, wenn wir gemeinsam zu einer Neubewertung und Anpassung der bisherigen Politik fänden.